MAXhaus
Katholisches Stadthaus, Düsseldorf, 2006


Der Barock spannt und dehnt den Raum in großer Dynamik. Eine bis Dato nie da gewesene Bewegtheit der Form versetzt die Betrachter in eine ergriffene Erwartungshaltung. Wie in einer Schrecksekunde scheinen Raum und Zeit auf dem Höhepunkt stillzustehen. Prachtvolle Opulenz obsiegt über kleinlichem Kalkül.
Solch ein Raumgefühl wurde dem ehemaligen Franziskaner Kloster mit angegliederter Pfarrkirche St. Maximilian von 1651 in Mitten der Düsseldorfer Altstadt in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts systematisch geraubt. Kleinteilige Ein- und Umbauten des Klosters mit seinem Kreuzganz und Klosterhof in ein segmentiertes Wohn- und Bürogebäude erstickten jede originäre Wahrnehmung vom Zusammenspiel von Licht und Raum. Die atmosphärische Polyphonie der barocken Anlage erstarb.

Die Wiederbelebung und –herstellung des einzigartigen Ensembles setzte Johannes Schilling mit der Wiedereröffnung der historischen Klosterpforte an der Schulstraße ein deutliches Zeichen. Statt jedoch durchgängig die barocken Raumfluchten komplett zurückzubauen, werden einige der geschlagenen baulichen Wunden nicht mit restaurativem Eifer belegt. Im Geiste der Charta von Venedig 1964 über die Konservierung und Restaurierung von Denkmälern strebten Schilling Architekten an, das Bauwerk ‚im ganzen Reichtum seiner [sic] Authentizität weiterzugeben“. So knüpft die neue wieder eröffnete Raumkonzeption an ein Geschichtsverständnis und dessen Interpretation an, welche – ganz im Sinne der Charta – überlieferte Dokumente zunächst sichert. Gleichzeitig limitiert sie aber solch eine Sicherung, so dass sie „dort ihre Grenze findet [sic], wo die Hypothese beginnt.“

Auf das Franziskaner Kloster übertragen bedeutete dies, dass zum Beispiel der Eingangsbereich, direkt hinter der historischen Klosterpforte, einen neuen über zwei Geschosse offen gestalteten Foyerbereich erhielt. Schlichte weiße Wände vermitteln eine unbeschwerte Neuinterpretation des Raums, der mit dem frei eingestellten Tresen und Treppenhaus ein völlig neues Entree ergibt. Vergleichbares lässt sich über die funktionale Erweiterung des quadratischen Klosterhofes sagen. Als Herz der gesamten Anlage wurde der vormals offene Hof durch eine Glasüberdachung in einen multifunktionalen Raum buchstäblich erweitert. Auf allen Geschossen des Klosters gelingt es Johannes Schilling immer wieder neue historische Querbezüge zwischen Alt und Neu zu schaffen. Quasi systematisch trifft die Aura barocker Prachtentfaltung auf die Eleganz moderner Architektur. Das neu entstandene Katholische Stadthaus als Begegnungs- und Veranstaltungszentrum belebt den geist des Barock wieder ohne dessen Authentizität durch einen kompromisslosen Zeitgeist zu kompromittieren. Johannes Schilling lässt die lang verstummte Polyphonie von Raum und Licht erneut erklingen.